Katrin Himmler referiert über Gefahren des Rechtsextremismus
Ein wichtiges Ziel in den Unterrichtsfächern Geschichte und Gemeinschaftskunde ist die Erkenntnis, dass aktuelle politische Entwicklungen immer auch in einen geschichtlichen Kontext eingebunden sind. So scheint es eine ideale Kombination zu sein, eine Politikwissenschaftlerin in der Schule begrüßen zu können, deren Namen dazu einlädt, sich mit deutscher Geschichte zu befassen. Im Rahmen der Schulthemenwoche der Initiative „Herz statt Hetze Neckar-Odenwald-Kreis“ war Katrin Himmler zu Gast an der Frankenlandschule Walldürn. Schulleiter Torsten Mestmacher betonte in seiner Begrüßung ausdrücklich, welche große Bedeutung das respektvolle und vorurteilsfreie Miteinander in der Schulgemeinschaft der Frankenlandschule seit Jahrzehnten habe.
So sollen alle Schülerinnen und Schüler gleich behandelt werden und die gleichen Chancen erhalten, völlig unabhängig von ihrer Herkunft, Religion und Nationalität. Aus diesem Grund hätten auch die Projekte und Veranstaltungen von „Herz statt Hetze“ seit Jahren einen festen Platz im Kalender der Schule, denn die Initiative setze genau auf diese Schwerpunkte. Einen besonderen Dank sprach er Herrn Oberstudienrat Andreas Geier, dem Leiter der Fachschaft Geschichte, für die hervorragende Organisation der Veranstaltung aus. Alexander Weinlein, der die Veranstaltung moderierte, ging ebenfalls auf die Ziele der Initiative ein und begrüßte die Referentin Katrin Himmler.
In ihrem Vortrag ging es v.a. um die Gefahren des Rechtextremismus in unserer Zeit, also um die Strategien und Ziele der „Neuen Rechten“, aber sie ging auch explizit auf historische Parallelen ein und verknüpfte ihr Thema mit den antidemokratischen Entwicklungen im Deutschland der 20er und frühen 30er Jahre, also noch vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Auf diese Weise konnte man erkennen, dass ähnliche Strategien und Strukturen heute erkennbar sind, z.B. wenn die demokratischen Institutionen sowie die traditionellen Medien verächtlich gemacht werden, die Grenzen des Sagbaren verschoben werden oder Politiker bedroht und angegriffen werden.
In diesem Kontext erläuterte Katrin Himmler auch den Begriff des „Ethnopluralismus“, der in der Tradition der NS-Rassenideologie stehe und heute z.B. von der Identitären Bewegung offen propagiert werde. Durch die sozialen Medien sei es zudem heute viel einfacher, Kampagnen der Desinformation zu betreiben, Fake News zu verbreiten und dadurch bewusst die Gesellschaft zu spalten. Durch viele konkrete Beispiele machte Frau Himmler diese Tendenzen sehr gut anschaulich. Ein Teil des Vortrags befasste sich auch mit der Biographie der Referentin, denn als Großnichte des Reichsführers SS Heinrich Himmler hat sie einen persönlichen Bezug zum historischen Nationalsozialismus, von dem sie sich überaus deutlich distanziert.
In der anschließenden Fragerunde interessierten sich die Schülerinnen und Schüler zum einen für diese Familiengeschichte, aber auch sehr für die aktuellen Gefahren durch rechte Netzwerke und Verschwörungstheorien. Frau Himmler zeigte sich erfreut über das hohe Gesprächsniveau und beantwortete auch Fragen zu ihrem familiären Hintergrund in einer großen Offenheit. Insgesamt waren es zwei überaus interessante Unterrichtsstunden, die die Fächer Politik und Geschichte in bester Weise verknüpften und erlebbar machten, wofür Herr Oberstudienrat Andreas Geier im Namen der Schule sowohl der Referentin als auch den beiden Organisatoren Alexander Weinlein und Markus Dosch seinen Dank aussprach.